Wir haben bereits in vorherigen Blog-Beiträgen geklärt, was man unter dem Begriff „Crowdfunding“ im Allgemeinen versteht („Crowd What?“) und die Geschichte dahinter („Lady Liberty und Crowdfunding“). Nun möchte ich in diesem Beitrag auf die unterschiedlichen Arten des Crowdfundings eingehen.
Ich habe schon oft erlebt, dass es zu Verwirrungen oder Missverständnissen geführt hat, wenn man diese Arten nicht klar differenziert. Da fielen Sätze wie „Crowdfunding eignet sich nicht für mich, ich möchte doch keine Spenden einsammeln“. Es wäre schade, Crowdfunding im Ganzen abzulehnen, nur weil man die unterschiedlichen Arten und Möglichkeiten nicht kennt. Denn Crowdfunding kann so vielseitig sein, dass mittlerweile mehrere 100 Plattformen entstanden sind – hier findest du sicherlich auch das Richtige für dich 😉
Bevor wir aber zu den Crowdfunding-Plattformen kommen, kommen wir erst einmal zurück zu dem Crowdfunding Arten (manchmal liest man auch „Crowdfunding Modelle“).
Reward-Based-Crowdfunding
Es haben sich in der Zwischenzeit vier unterschiedliche Arten herausgebildet. Angefangen hat alles in der Kultur- und Kreativbrache, als die erste Crowdfunding Plattform es Musikern ermöglichte, ihre Alben über die Crowd (ihre Fans) zu finanzieren. Der Gedanke dahinter war, dass die Musiker ihr Album vorfinanzieren ließen. Es wurde also zuerst das Geld über die Crowd eingesammelt, damit konnte man sein Album produzieren. Die Crowd (=Fans des Musikers) hatten natürlich ein großes Interesse daran, dass ein neues Album produziert wird. Daher waren sie gerne bereit, im Voraus den Künstler mit finanziellen Mitteln zu unterstützen. Als Gegenleistung erhielten sie dann das fertige Album. Das hat also nichts mit Spenden einsammeln zu tun, sondern mit einer Gegeneistungsbasierten-Vorfinanzierung! Zu englisch heißt dieser Begriff Reward-Based-Crowdfunding. Die Unterstützer erhalten also als Gegenleistung eine materielle oder auch immaterielle Gegenleistung für ihr Geld.
Reward-Based-Crowdfunding wird oft auch von Gründern/Startups genutzt, da dadurch die Businessidee zuerst am Markt getestet werden kann (Marktvalidierung), bevor viel Geld und Zeit in die Produktion fließt und im Nachhinein keiner Interesse daran hat. Zudem kann eine Crowdfunding-Kampagne ein tolles Marketinginstrument sein, wobei man sich eine Community aufbauen und wertvolles Feedback erhalten kann. Im Besten Fall kann man dadurch sogar seine Produktion vorfinanzieren, ohne große Risiken einzugehen. Mehr dazu erfahrt ihr in dem Beitrag „Crowdfunding – der Weg in eine neue Gründerzeit“.
Crowddonation
Es gibt aber auch eine Crowdfunding-Art, wo es darum geht Spenden einzusammeln. Diese nennt sich dann Spendenbasiertes-Crowdfunding oder auf englisch Crowddonation. Diese eigene sich besonders für gemeinnützige Vorhaben (Merke: nur gemeinnützige Organisationen können eine Spendenbescheinigung ausstellen, was ein Anreiz für Spender sein kann). Aber auch private Vorhaben konnten schon dadurch verwirklicht werden. Hier gibt es zwar keine direkte Gegenleistung, aber dennoch sollte ein gewisser Mehrwert, für die Unterstützer vorhanden sein. Sich den nächsten Urlaub über Crowddonation finanzieren zu lassen könnte sich als eher schwierig darstellen. Es sollte doch eine gewissen gesellschaftliche Relevanz vorhanden sein oder einen Charity Gedanken beinhalten.
Crowdinvesting
Kommen wir nun zur dritten Crowdfunding Art: Crowdinvesting. Wie der Name es schon vermuten lässt, investiert die Crowd hier in ein Vorhaben. Als Gegenleistung erhält der Unterstützer (oder Investor) eine Rendite. Wir finden diese Art vermehrt in der Immobilienbrache (hier können große, teure Projekte gemeinsam entstehen) oder bei Startups, wobei diese in ihrer Gründung doch schon weiter fortgeschritten sind als es beim Reward-Based-Crowdfunding der Fall ist. Denn die Investoren wollen ja eine Rendite erzielen, was nur möglich ist wenn das Startup bereits gewisse Erfolge vorweisen kann. Ich habe auch schon beobachtet, dass es Startups gibt welche zuerst eine Rewardbased-Crowdfunding-Kampagne gemacht haben und sich einige Jahre später über Crowdinvesting weiter finanziert haben. Ein Beispiel dafür ist das Startup Koawach. 2014 haben die Gründer eine Crowdfunding-Kampagne auf Startenxt erfolgreich gestartet (www.startnext.de/koawach) und nun aktuell (2020) eine Crowdinvesting-Kampagne laufen (www.econeers.de/investmentchancen/koawach).
Crowdlending
Als vierte und damit letzte Art möchte ich dir Crowdlending vorstellen. Das kannst du dir vorstellen wie einen Kredit, den du bei einer Bank aufnimmst. Nur nimmst du hier quasi viele kleine Kredite von vielen Einzelpersonen auf. Als Gegenleistung erhalten die Geldgeber einen gewissen risikoabhängigen Zinssatz. Mittlerweile ist zu beobachten dass vor allem KMUs auf diese Art der Finanzierung zurückgreifen. Aber auch Privatpersonen können Crowdlending für sich nutzen. Oft sind die zu zahlenden Zinsen jedoch höher als bei einer Bank, da die Geldgeber einem gewissen Risiko ausgesetzt sind. Als Investor kann dies eine spannende Geldanlagemglichkeit sein (Stichwort P2P Kredite), welche mit Risiko behaftet ist.
So, das war meine Übersicht der vier Crowdfunding Arten. Wenn du dir unsicher bist, welches Modell das richtige für dich ist, kontaktiere mich gerne.